Prof. Johann Sonnleitner
Johann Sonnleitner gilt als ein international angesehener Interpret auf historischen Tasteninstrumenten und Experte auf dem Felde der Alten Musik. Er wurde 1941 in Oesterreich geboren. Bereits in seiner Kindheit und Jugend musizierte er auf verschiedenen Instrumenten, wo immer sich Gelegenheit bot: am Tanzboden, in der Salon- und Kammermusik oder auf der Orgelempore. Nach einem breitgefächerten Studium an der Wiener Musikhochschule (Orgel, Cembalo, Schulmusik) und einem Geschichts- und Pädagogikstudium an der Universität in Wien erntete er diverse Auszeichnungen und Preise, z.B. beim Internationalen Cembalowettbewerb 1968 in Brügge.
Seine künstlerische Tätigkeit als Solist begann mit der Einladung der Wiener Konzerthausgesellschaft, eigene Konzertreihen zu gestalten, in welchen er vorallem Bachs grosse Werkzyklen für Cembalo und Orgel spielte. Ausgehend von der Barockmusik erweiterte er unter den Gesichtspunkten der historisch orientierten Aufführungspraxis sein Repertoire bald auf die Wiener Klassik und frühe Romantik, gespielt auf entsprechenden Hammerflügeln. So wurde er z.B in 2003 und 2004 von der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien eingeladen, die jüngst erst restaurierten Originalinstrumente aus deren Sammlung in einer Reihe von Konzerten neu einzuweihen.
Als Kammermusikpartner konzertierte er mit Koryphäen wie Jordi Savall, Christophe Coin, Erich Höbarth, Frans Bruggen, den Brüder Kuijken, Heinrich Schiff und vielen anderen. Als Liedbegleiter arbeitete er mit der Sopranistin Arleen Augčr und dem Countertenor Paul Esswood.
Wertvolle Impulse verdankt er der jahrelangen Zusammenarbeit mit Nikolaus Harnoncourt, in dessen bahnbrechenden Ensemble „Concentus Musicus Wien“ und in dessen legendären Monteverdi-Aufführungen des Züricher Opernhauses er als Continuospieler mitwirkte und der ihm auch an der Mailänder Scala und an anderen Opernhäuser höchst anspruchsvolle Continuo-Aufgaben anvertraute.
Im Bereich der zeitgenössischen Musik wirkte er zunächst im Wiener Ensemble „Die Reihe“ unter Friedrich Cerha mit, spielte viele Uraufführungen von teilweise ihm gewidmeten Werken, bis er 1981 zu seinem zentralen Anliegen auf dem Felde der Neuen Musik fand: der Erweiterung unseres abendländischen Tonsystems> durch feiner nuancierte Intervallqualitäten. Es handelt sich dabei um eine neuartige Einbeziehung von Tönen, die aus der Musik verschiedener Zeiten und Völker bekannt sind. In dieser Arbeit stützt sich Johann Sonnleitner auf das Lebenswerk des Komponisten, Musikforschers und Musiktherapeuten Heiner Ruland (* 1934) und setzt sich intensiv für dessen Kompositionen ein. Dies führte zur Entwicklung neuer, auf 24 Stufen pro Oktave erweiterter Tasteninstrumente (Clavichorde und Orgeln), die er in seiner seit 1992 allmonatlich durchgeführten Züricher Konzertreihe „Musik zum Monat“ und gelegentlich auch an anderen Orten spielt. Als Kirchenmusiker in der Christengemeinschaft Zürich improvisiert und komponiert Johann Sonnleitner Musik im erweiterten Tonsystem.
Seine Lehrtätigkeit begann an der Wiener Musikhochschule in den Fächern Improvisation und Partiturspiel. Bald wurde er an das Mozarteum in Salzburg verpflichtet, wo er 6 Jahre als Assistent von Nikolaus Harnoncourt wirkte. Schliesslich wurde er 1979 an die Musikhochschule Zürich als Lehrer für historische Tasteninstrumente berufen. Zudem unterrichtete er von 1983 bis 2003 regelmässig am Lehr- und Forschungsinstitut „Schola Cantorum Basiliensis“. Durch mehr als zwei Jahrzehnte leitete er den Meisterkurs für Tasteninstrumente im Rahmen der Internationalen Sommerakademie für Alte Musik in Innsbruck. Er hält Gastkurse an vielen europäischen Musikhochschulen und wird als Juror zu internationalen Wettbewerben eingeladen. Eine Frucht seiner Lehr- und Forschungstätigkeit ist schriftlich niedergelegt in einer Reihe von Aufsätzen und in dem gemeinsam mit dem Musikwissenschaftler Clemens-Christoph von Gleich verfassten Studienwerk „Bach: wie schnell?“
Johann Sonnleitner zählt zu den im heutigen Musikleben seltenen Künstlerpersönlichkeiten, die sich frei und bewusst dafür entschieden haben, ihre Musik womöglich nicht auf CDs zu konservieren und die stattdessen - auch in alternativen Konzertformen - umsomehr versuchen, die Musik stets lebendig und immer wieder neu zwischen Spieler und Hörer entstehen und vergehen zu lassen.